Unterwegs

The Hive // Tag 1

7.20 Uhr. Ich werde geweckt. Von einer etwa 15 Kilo schweren Hundedame, die sich mehr auf mich, als auf viel zu enge Gästecouch legt. Irgendwie süß. Beim Packen der Tasche fällt mir auf, dass – welche ein Reise-Klassiker – das Kameraladekabel samt Ersatzakku in Rostock geblieben ist. Jetzt brauche ich einen besonders starken Kaffee.

8.50 Uhr. Pünktlich aufstehen heißt nicht auch automatisch pünktlich loskommen. Immerhin fällt mir noch der heimatliche Gruß am Bulli auf, der direkt vor der Tür parkt. Trotzdem: Ich hab eigentlich keine Ahnung, wo ich bin bin und wie genau ich zum Ziel komme. Aber ich hab ein Navi auf dem Smartphone. Danke, moderne Zeiten! Ohne Umwege erreiche ich per Straßen- und U-Bahn das Betahaus in der Prinzessinnenstraße. Das Navi verschwindet in der Tasche. Und ich bin trotzdem etwas stolz.

9.15 Uhr. Mit einer viertelstunde Verspätung bin ich im 4. Stock und am Ort des Geschehens. Mit einer viertelstunde Verspätung eröffnen Peggy und Yvonne  die erste internationale Bloggerkonferenz The Hive. Perfektes Timing.

9.35 Uhr. Gleich im Anschluß starten die drei symphatischen Mütter vom Blog Hauptstadtmutti ihren Vortrag. Es geht um die vielbeschworene ‚Nische‘ in der Blogwelt, wie sie eine solche für sich gefunden und ausgebaut haben. Einer ihrer letzten Sätze lautet: „Fühlt sich etwas falsch an, mach es nicht. Fühlt sich etwas komisch an, gib ihm eine Chance.“

10.20 Uhr. Zur Zwischenstärkung gibt es Snacks und Drinks und unter den Teilnehmern geht tatsächlich zu wie im Bienenstock (engl. ‚hive‘). Der rege Austausch von Erfahrungen, Ideen und Visitenkarten verschmilzt zu einen lauten Summen im Raum.

10.45 Uhr. Anna von DaWanda, der ich bereits beim Work In Progress in Hamburg zuhören durfte, eröffnet ihren Vortrag mit einem Kinderbild beim Basteln im selbstgestrickten Pulli. Sie erzählt von ihrem Traumjob, der Arbeit als Social Media Managerin und wie die Zusammenarbeit zwischen Bloggern und DaWanda funktioniert. Mir bekannte Aktionen und Wettbewerbe werden als Beispiel angeführt, sowie einige Verkäufer und deren Umgang mit Facebook, Twitter & co erläutert. Bei JR Sewing mit über 50.000 Facebook-Fans muss ich kurz zweimal hinschauen. Was für eine Zahl! Pinterest wird empfohlen, auch um seine eigenen Produkte zu zeigen und online zu verbreiten. Erst am Ende fällt mir auf, dass Anne nicht einen einzigen Stichpunkt in der Hand hält und die ganze Zeit auf Englisch vorträgt, als ob sie nie etwas anderes getan hätte. Ich bin beeindruckt.

11.26 Uhr. Mein Blick fällt aus dem Fenster. Über den Dächern ragt der Fernsehturm in den Himmel. Ja stimmt, ich bin in Berlin!

11.35 Uhr. Es geht weiter mit der charismatischen und vor Energie sprühenden Design Mom aus Frankreich und dem Thema Geldverdienen mit Blogs. Eindrucksvoll und sehr offen schildert sie ihren Weg vom Hobbyblogger zum Nebenblogger zum Berufsblogger. Viele wertvolle Einblicke in ihren Alltag mit sechs Kindern und ein „Keep experimenting!“ gibt sie den Hörern mit auf den Weg.

12.30 Uhr. Mittagszeit. Es gibt Couscous mit Salat, dazu Lammwürstchen oder Haloumi. Die Schlange ist lang, ich greife zum Würstchen und ärger mich später. Draußen am Stehtisch lausche ich Male aus Chile und Dani aus Hamburg.

13.33 Uhr. Einer der für mich heute interessantesten Vorträge zum Thema Rechte und Pflichten beim Bloggen beginnt. Leider sprudeln die Informationen einen Tick zu schnell aus Anwältin Ina heraus und so bleibt mir kaum Zeit, das wichtigste – und das war nicht wenig – zu notieren. Einige interesannte, wenn auch nicht unbedingt neue, Informationen konnte ich mitnehmen. Hier die Kurzform, weil ich weiß, dass sie auch einige von Euch sehr interessieren: Es besteht eine Impressumspflicht, da jedem Blog journalistisch-redaktionelle Inhalte unterstellt werden können. Das Urheberrecht, welches nicht mit dem amerikanischen copyright gleichzusetzen ist, entseht automatisch bei eigenen Fotos, bei Texten entscheidet die Schöpfungshöhe. Man muss also auch nicht speziell im Blog darauf hinweisen. Bilder von Personen dürfen nur mit deren Einverständnis veröffentlicht werden und auch nur auf den Seiten im Internet, für die das Einverständnis erteilt wurde. Ausnahmen sind Personen als Beiwerk (d.h. zufällige Aufnahmen, auf der die Person nicht im Vordergrund steht), Personen bei Versammlungen (z.b. Bloggerkonferenz) und Personen der Zeitgeschichte (außer in privaten Situationen). Gesichtsbalken reichen nicht aus, um eine Person unkenntlich zu machen, da Nachbarn oder Freunde ihn trotzdem erkennen könnten. Die Persönlichkeitsrechte werden verletzt, sobald unwahre Tatsachen behauptet, beleidigende Inhalte oder persönliche Daten veröffentlicht werden. Besonders interessant war der Hinweis, dass bei Kommentaren, welche die Rechte Dritter verletzen, auch der Blogbetreiber haftet. Er gilt in dem Fall als ‚Störer‘, ohne ihn wäre es ihn nicht zu diesem Kommentar gekommen. Besonders problematisch ist das bei moderierten Kommentaren, da man hier davon ausgeht, dass der Blogger bewusst eine Beleidigung, Unwahrheit etc. zugelassen hat. Im Zweifel sollten solche Kommentare also lieber gelöscht werden. Als rechtlich problematisch gilt auch Pinterest, da der Urheber in der seltensten Fällen gefragt bzw. im Zuge des Repinnens überhaupt noch aufzufinden ist. Werke an öffentlichen Plätzen dürfen veröffentlicht werden, wenn sie bleibende Werke sind, der Reichstag war z.b. kein bleibendes Werk. Links sind rechtlich okay, weil sie Weiterleitungen sind, prolematisch hingegen sind ‚embedded links‘, also (ohne Einverständnis) verlinkte Bilder wie in der Blogroll oder eben bei Pinterest. Im Zweifel sollte man immer davon ausgehen, dass erstmal alle Inhalte geschützt sind und nur mit Einwilligung benutzt werden dürfen.

14.40 Uhr. Dolores vom kleinformat spricht über die Möglichkeit, Magazine auf seine handgemachten Produkte aufmerksam zu machen und welche Rolle gute Bilder dabei spielen, außerdem hat sie viele hilfreiche Tipps für eine erfolgreiche Bewerbung mitgebracht.

15.30 Uhr. Mein Kopf wird schwer von soviel Input und Inspiration. Zum Glück gibt es frische Luft. Und guten Kaffee.

16.00 Uhr. Angelika von Reisefreunde ist gleich in doppelter Funktion hier, zum einen ist sie selbst Bloggerin und zum anderen arbeitet sie als Pressesprecherin bei German Wings. Es geht um Missverständnisse und Möglichkeiten zwischen PR und Blogs. Besonders viel Applaus erntete sie mit einem Bild über das, was Blogger alles sind: Designer, Seo-Gurus, Community-Manager, Fotografen, Marketing-Experten, Autoren, Veröffentlicher, Social-Media Experten, Entdecker, Repräsentanten.

16.35 Uhr. Die bezaubernde Jeanette von Fryd + Design und in meinen Augen bestgekleideste Sprecherin des Tages rundet die erste Hälfte der Veranstaltung mit einem interessanten Vortrag über ihre Arbeit an einem eigenen Online-Magazin ab.

17.45 Uhr. Ich mache mich auf den Heimweg in meine Gastunterkunft und werde den Abend mit ein paar Bier und netten Gesprächen ausklingen lassen. Für die Blogger-Party im Cosmo Hotel war ich dann doch (leider) einfach zu geschafft.

 

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