FlashbackFriday,  Und sonst so

FlashbackFriday // Lieber Baum,

seit ich hier vor etwa zehn Jahren eingezogen bin, standest du stets groß und breit vor meinem Wohnzimmerfenster. Du warst nicht zu hoch und nicht zu tief, beim Kaffeetrinken konnte ich knapp über deine Baumkrone in den Himmel blicken. Auch vom Küchenfenster aus sah ich deine Zweige.

Ich sah Tauben in deinen Astgabeln brüten und keinen Nachwuchs bekommen. Ich sah Katzen, denen angesichts deiner imposanten Höhe Angst und Bange wurde. Ich sah Scharen von Staren die Früchte aus deinem Blätterkleid stibitzen. An dir sah ich den Frühling nahen, freute mich jedes Jahr auf zwei Wochen weißen Blütenregen und blickte wehmütig dem Sommer hinterher, wenn deine Blätter gelb und welk wurden. Dabei wusste ich nie so ganz genau, was für ein Baum du eigentlich warst.

Mittwoch Morgen blicke ich nichtsahnend aus dem Fenster, direkt in einen hässlichen, baumlosen Hinterhof. Ich hätte ja auch nicht gedacht, das mir das mit dir so nahe geht.

Aber das ist doch echt Scheiße jetzt!

12 Comments

  • Thea

    Der Bestandsschutz ist für alte Obstgehölze immer noch sehr dürftig ausgestaltet… dazu im Hinterhof, da wird immer noch mal schnell erst abgeholzt und dann mal schauen, ob sich wer beschwert. Schade eigentlich, obwohl man auf deinem Bild aber auch sehen kann, daß der untere Hauptstamm völlig hohl war. LG Thea

  • Niamh

    Oh nein! Sowas ist furchtbar und kann einem TOTAL nahe gehen. Ich hatte da mal so einen „besonderen“ Baum im Wald, eines Tages war er weg und ich richtig traurig. :(
    Also – ich fühle mit dir! Aber vielleicht kannst du ja einen Nachfolgerbaum pflanzen an der Stelle?

  • Daniela Müller | cozy & cuddly

    Oh wie traurig!

    Ich kenne das aber auch. Danach ist so eine Wohnung nicht mehr die Gleiche.

    In Flensburg hatten wir eine Wohnung mit einem Balkon der über Eck in einer Nische zwischen zwei Häusern lag.

    Rundherum wuchs Efeu und davor stand ein großer hübscher Baum.
    Man saß da oben wie in einem Vogelnest.
    Auch in der Wohnung kam man sich vor wie in einem Wintergarten.

    Eines Tages kam ich von der Arbeit und alles war weg. Der Efeu und der Baum. Da hatte de Wohnung komplett ihren Charme verloren.
    Wir sind dann auch bald ausgezogen ;-)

    Liebe Grüße
    Daniela

  • Sandra {arbustini}

    Das kann ich gut nachvollziehen.
    Vor 3 1/2 Jahren wurde die Kastanie gegenüber meines Arbeitszimmers gefällt, um einem Neubau zu weichen.
    Ich war total entsetzt als ich den Mann mit der Motorsäge den Baum fällen sah. Schrecklich.
    Bäume haben so viel Leben in sich und strahlen das mit so einer (beneidenswerten) Gelassenheit aus, das geht einem ans Herz.

    Sonnige Grüße,
    Sandra

  • Laranja

    boar, wie gemein!
    mein lieblingsbaum, dem ich immer noch hinterherweine, ist eine zierkirsche, die bei der elterlichen wohnung gestanden hat. im frühling hab ich schon als kleines kind die rosanen blüten durch die luft gewirbelt und ich mochte so gern die zarte, weiche und zerbrechliche textur der blüten. eines tages war der baum weg und musste einem parkplatz weichen… ich fühle mit dir!

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